Vorstellung des Formats / Projekts

Die Null-Euro-Tour ist eine Art „Work + Travel“ im Kleinen: Bis zu 20 Jugendliche wandern durch Sachsen, bieten ihre Arbeitskraft für Essen und/oder Quartier an und werden auf diese Weise zu Botschaftern für das Wagnis einfachen Lebens aus dem christlichen Glauben heraus.

Projektbeschreibung

Die Null-Euro-Tour heißt so, weil es darum geht, ohne Geld unterwegs zu sein. Im Gegensatz zu anderen Varianten der Null-Euro-Tour wird in Sachsen auch darauf verzichtet, die Quartiere im Vorfeld zu organisieren. Dadurch kommt es zu überraschenden und oft auch intensiven Begegnungen mit potentiellen Gastgebern und Versorgern. Die werden in der Regel auf gut Glück gefunden, indem einfach irgendwo geklingelt wird. Manchmal wird der Gruppe auch unterwegs jemand empfohlen, der für seine Gastfreundschaft bekannt ist. Solchen Empfehlungen wird natürlich dankbar nachgegangen.

Natürlich hat nicht jeder gerade Arbeit für bis zu 20 arbeitswillige Jugendliche. Es kommt aber immer wieder vor, dass die Gruppe dann trotzdem versorgt oder aufgenommen wird – dann eben ohne Gegenleistung.

Viele unterstützen das Projekt auch einfach, weil sie die Grundidee gut finden.

Trotz aller Hilfsbereitschaft kann man nicht davon ausgehen, dass man mindestens drei Mahlzeiten pro Tag bekommt. Gelegentlich bleibt auch schon mal ein Loch im Magen, und auch der Schlafkomfort – meistens unter freiem Himmel oder in Scheunen – ist deutlich eingeschränkt. Arbeiten in der Mittagshitze und Regengüsse in der Nacht tragen ebenfalls dazu bei, dass manchmal die Belastungsgrenze erreicht wird. Bzw. sie verschiebt sich! Das ist eine Erfahrung, die immer wieder zu machen ist. Entsprechend wachsen bei den Teilnehmenden dann oft Stolz und Selbstbewusstsein („Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas schaffe!“). Auch die Fähigkeit zu teilen wird geschult – kein Wunder: denn alle ergatterten Lebensmittel müssen gerecht geteilt werden – und sei es nur ein einziges Stück Kuchen! Vor allem aber wächst die Dankbarkeit für das, was man sonst alles hat. Oft wird das als selbstverständlich hingenommen. Am Ende der Null-Euro-Tour ist vielen klar, dass es das nicht ist.

Wie viele Mitarbeiter sind beteiligt? Wie groß ist der Zeitaufwand?

Es empfiehlt sich ein Mitarbeiterschlüssel von 1 : 3-4. Bei 15 Teilnehmenden wären das 4-5 Mitarbeitende. Auf diese Weise kann man die Gruppe ggf. teilen in Kleingruppen zu fünf oder sechs aufteilen, was die Suche nach Essen und Quartier erleichtert. Der zeitliche Aufwand ist gering: Im Vorfeld reicht ein ca. zweistündiges Vorbereitungstreffen. Die Durchführung selbst dauert 5-7 Tage

Welche Kosten entstehen für das Projekt und wie wird es finanziert?

Bei einer 20köpfigen Gruppe bleiben die Kosten in der Regel unterhalb von 300 Euro (für etwas Notproviant und den Bus zurück zum Ausgangspunkt am letzten Tag; einmalig ist etwas Ausrüstung anzuschaffen: 1-2 große Tarps und ggf. 1-2 Campingkocher).

Was ist zu beachten? (Organisatorische und methodische Hinweise zu Technik, Material und Vorgehensweise):

Es hat sich bewährt, eine Kaution von 50 Euro zu erheben, die am letzten Tag zurückgezahlt wird. So wird verhindert, dass die Teilnehmenden kurz vor Beginn – z.B. nachdem sie den Wetterbericht gehört haben – einen Rückzieher machen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie so am letzten Tag ggf. Geld für die Heimfahrt haben.

Geld und Handys der Teilnehmenden werden am ersten Tag von den Jugendlichen eingesammelt und am Ausgangspunkt in einem Fahrzeug eingeschlossen. Darüber sind die Teilnehmenden natürlich im Vorfeld zu informieren. Die Mitarbeitenden behalten ihre Handys, benutzen sie während der Tour aber ausschließlich zur Verständigung untereinander (wenn man sich in Kleingruppen aufgeteilt hat).

Wie bei jeder Wanderung kommt es vor allem auf gute, eingelaufene Schuhe und einen leichten Rucksack (max. 10 kg) an. Auf beides kann erfahrungsgemäß kaum deutlich genug hingewiesen werden. Auch Schlafsäcke und Isomatten erweisen sich manchmal als nicht ausreichend. Unter freiem Himmel kann es auch im Sommer zu kühlen Nächten kommen!

Erfahrungsgemäß melden sich immer auch Jugendliche an, die noch sehr jung sind. Eigentlich geht es erst ab 15 Jahren los. Bei jüngeren Interesst*innen sollten die Eltern gefragt werden, ob sie ihren Kindern diese Belastung zutrauen. Wenn ja, können sie mitgenommen werden – auch 13 oder 14jährige verfügen z.T. schon über eine beachtliche Belastbarkeit. Die große Altersspanne – es geht bis 20 Jahre – ist in der Regel kein Problem!

Zuordnung zu einem Themenbereich (Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung):

Die Null-Euro-Tour ist allen drei Themenbereichen zuzuordnen!

  1. Gerechtigkeit: Alles, was die Gruppe an Essen (oder Geld) bekommt, muss gerecht geteilt werden. Das ist für manche eine neue Erfahrung.
  2. Frieden: Die Begegnungen mit den Gastgebenden tragen zum Abbau von Vorurteilen, z.B. gegenüber Hilfsbedürftigen bei.
  3. Bewahrung der Schöpfung: Das intensive Natur-Erleben trägt zur Wertschätzung für die Schöpfung bei.

Welche positive Wirkung nach innen und/oder außen geht vom Projekt aus?

Wenn es gut läuft, profitieren auch die Gastgebenden davon: Eine Frau, die keine Kraft mehr hatte, sich um ihren Gemüsegarten zu kümmern, freut sich, dass der Garten gerettet wird – und findet dann auch selbst wieder Energie, mitzumachen. Ein frisch gebackener Vater, der aus dem Krankenhaus kommt, weiß plötzlich, mit wem er die Geburt seines Kindes feiern kann. Eine alleinstehende Frau freut sich darüber, dass ihr Haus plötzlich mit Leben gefüllt ist. Ein Mann, der in der Nachbarschaft als mürrisch und hartherzig bekannt ist, beobachtet das fröhliche Treiben im Garten seines Nachbarn, springt über seinen Schatten und spendet die übrig gebliebenen Bratwürste von der Grillparty am Vortag. Gut möglich, dass ihm das hilft, seine Einstellung gegenüber Hilfsbedürftigen zu korrigieren! Eine junge Frau, die sich in einer persönlichen Krise befindet, beobachtet, wie die Gruppe singt und betet, probiert das mit dem Beten selbst einmal aus und bekommt plötzlich neue Kraft. Bei einem Arbeitseinsatz im Seniorenheim freuen sich Heimbewohner im Rollstuhl darüber, dass sie von den Jugendlichen spazieren gefahren werden. Und so weiter. Nicht selten kommt es zu einer win-win-situation zwischen den Teilnehmenden und den Gastgebenden.

Eine weitere positive Wirkung nach außen ist das Interesse an ungewöhnlichen Projekten, zu denen die Null-Euro-Tour auf jeden Fall zu rechnen ist. So kam es gelegentlich zur Berichterstattung in Printmedien oder Rundfunk. Die vom Leiter betriebene eigene Berichterstattung in den sozialen Netzwerken wird regelmäßig von einer großen Öffentlichkeit wahrgenommen.

Wer ist Träger des Projektes?

Die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens / das Landesjugendpfarramt Dresden

Gibt es beteiligte Konfessionen/sonstige Partner?

Bei der Tour 2020 ist eine Kooperation mit der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Frieden und Hoffnung Dresden geplant.

Ansprechpartner:

Johannes Bartels

 

Kontakt:

Mail: Johannes.Bartels@evlks.de

Tel.: 0351/4692-434

 

mehr Information: www.evjusa.de und www.facebook.com/EvangelischeJugendSachsen